Wir haben unseren ersten Adventssonntag etwas anders verbracht, ungewöhnlich. Mitglieder des Kulturverein deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg unternahmen einen Ausflug, einen Besuch und ein kulturelles Treffen mit den einheimischen Gottscheer in ihrem berühmten blau gefärbten Kulturhaus in Krapflern, wo wir den 219. Jahrestag der Geburt von Schriftsteller dr. France Prešeren, den kulturellen Feiertag feierten. Schriftsteller Prešern schrieb sowohl auf Slowenisch als auch auf Deutsch, weil Deutsch damals die Amtssprache der österreichisch-ungarischen Monarchie war.

  GESCHICHTE

Auf dem Gebiet der heutigen slowenischen Region Dolenjska ließen sich um 1330 auf einer Fläche von 860 km2 die Gottscheer Deutsche nieder. Die Kärntner Grafen von Ortenburg siedelten sie aus den heutigen Kärntner und Südtiroler Siedlungen auf dem völlig unbewohnten bewaldeten Territorium an, wo sie bis zu 177 Siedlungen gründeten. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten bereits 28.000 von ihnen auf sich allein gestellt als geschlossene Sprachinsel, die ihre Sprache bis heute in Form eines mittelalterlichen deutschen Dialekts aus dem 14. Jahrhundert beibehielt. Sie lebten bescheiden als Bauern, Förster und teilweise als Hausierhaendler. Die Armut veranlasste viele in die USA auszuwandern und nach 1918, zerfall von K. und K. Monarchie, noch mehr der Druck auf die deutsche Minderheit in Königreich Jugoslawien. Im Jahr 1940 lebten nur noch 12.500 Gottscheer in der ganzen Region. Die Ironie. Als ihr Territorium von der italienischen Armee im Zweitem Weltkrieg besetzt wurde, wurden die Einwohner des deutschen Gottscheer auf der Grundlage des Abkommens zwischen Hitler und Mussolini 1941 nach Posavje-Brezice und Krško verlegt, nach Territorium der unter deutscher Besatzung stand. Die meisten deutschen Gottscheer widersetzten sich der italienischen Umsiedlung, die wollten ja in ihrem Heimatland blieben, in dem sie 600 Jahre lang gelebt hatten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten alle überlebenden deutsche Gottscheer Slowenien verlassen. Diejenigen, die nicht rechtzeitig geflohen sind, wurden von den kommunistischen Behörden enteignet und dann vertrieben. Leider starben nach dem Zweiten Weltkrieg viele deutsche Gottscheer in den kommunistischen Lagern Sternthal bei Petau und Tüchern bei Cilli.

Das Territorium wurde mit Slowenen und Einwanderern aus anderen Teilen Jugoslawiens ersetzt, ein Teil aber für Kommunistische Armee als Militärisches geheim Stutzpunkt benutzt und ausgebaut. Die 112 von 177 Dörfern, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt nicht erneuert. Von den 123 Kirchen in Gottscheer Gebiet wurden nur 28 erhalten, die erst nach dem Jahr 2000 in Selbstständigen Republik Slowenien wieder renoviert wurden.

Nach der Unabhängigkeit Sloweniens gründeten die Nachfahren der Deutschen Gottscheer-Altsiedler zwei Vereine, 1992 die Gottscheer Altsiedler Verein in Krapflern und 1994 den Peter-Kössler-Verein in Gottschee /Kočevje. Peter Kössler war ein deutscher Gottscheer, der im Jahr 1853 eine Grafische Karte der slowenischen Länder veröffentlichte.

Nach einer fast dreistündigen Fahrt von Maribor, zuerst entlang der Autobahn bis Ivančna Gorica, dann vorbei an Žužemberk, entlang den Fluss Krka und bei Soteska über die Brücke auf die andere Seite von Krka, vorbei an Podturn nach Kočevske poljane, wo uns ein hellblaues Haus in der Ebene begrüßte. Auf eine Große Tafel stand: GOTTSCHER ALTSIEDLER VEREIN KRAPFLERN, DIE GENBANK DER ALTEN SORTEN

In dem wunderschön renovierten Vorderhaus befindet sich neben den Sozialräumen auf dem Boden das Gottscheer-Altsiedler Museum. In dem zweiten Hinterhaus, das einst ein Nebengebäude war, befindet sich ein schön gestalteter Sozialraum, über dem die Genbank alter Obstsorten ist, und auf den die Einheimischen sehr stolz sind, weil das immer das wichtigste für die Bauern war. Die auf diesem Stück Land verbliebenen Dorfbewohner und ihre Nachfahren der ehemaligen deutschen Gottscheer errichteten einen schönen Saal, in dem es, wie für das Landleben typisch ist, am Wochenende immer lustig ist.

Mitglieder des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg gingen nach der Besichtigung des Museums in den Vereinssaal, wo auf einmal keine leeren Stühle mehr für alle anwesend waren. Unsere Präsidentin Veronica Haring gab zunächst eine kurze Einführung in unseren Verein, der sich um die Erhaltung der Sprache und Kultur unserer deutschen Vorfahren kümmert und bemüht. "Wir sind bekannt für gut besuchte und renommierte kulturelle Veranstaltungen, insbesondere für den Kammerchor Hugo Wolf, der bereits auf Europatournee war", sagte Präsidentin des Vereins Veronika Haring.

Die Einheimischen Gottscheer überraschten uns schon am Anfang mit der Gottscheer Hymne, von Wilhelm Tschinkel, gesungen im Original Gottscherer Sprache „Dar Göttscheabarsche Püe“. Trotz unseren guten Deutschkenntnissen verstanden wir nicht viel und stellten fest, dass ihre Muttersprache wirklich ein altdeutscher Dialekt ist, der aufgrund seiner Isolation im Laufe der Jahrhunderte nicht aktualisiert und an die neue Zeit angepasst wurde.

Wir stellten uns als Gäste vor, deutsche Texte zu lesen, die größtenteils von den Autoren selbst verfasst wurden, Aleš Tacer, Ivana Hauser, Jan Schaller, Ivan Korponaj und Veronika Haring, die uns mit Versen von Dichter France Prešern, an 3. Dezember an seinen 199. Geburtstag erinnert hat. Der Chor der Einheimischen Gottscheer sang danach einheimisches Lied Die Meerarin, das dem slowenischen Schöne Vida sehr ähnlich ist, und am Ende ihrer Aufführung das slowenische National Lied Ljubca moja (Meine Liebe), das wir gemeinsam sangen.

Unser Treffen wurde auch vom Bürgermeister von Gemeinde Dolenjske Toplice, Franci Volk, begrüßt. Er sagte: »Mich freut sehr, dass auch heutzutage Leute sehr gerne Kontakte knüpften, zu Zeiten, in denen wir leider immer weniger Zeit für miteinander haben.“ Er ist schön überrascht und erfreut, dass wir dem geschriebenen Wort in beiden Vereinen besondere Aufmerksamkeit schenken, was eindeutig beweist, dass das Buch nicht in Vergessenheit geriet. Vor allem aber freut den Bürgermeister das wir die Kultur unserer Vorfahren pflegen und von Generation zu Generation weiter übertragen.

Dem offiziellen Kulturprogramm folgte ein geselliges Beisammensein mit Essen und Trinken, und wir sangen auch zum Akkordeon mit.

                                                      Text: Jan Schaller

 

 

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Dar Göttscheabarsche Püe – Hymne im original

Wilhelm Tschinkel : Der Gottscheerische Bub

Du hast nur einen Vater, und eine Mutter dazu,

Du hast nur eine Heimat, Gottscheerischer Bub.

Draußen in der Welt gibt`s Leute genug,

doch lieber daheim ist der Gottscheerische Bub.

Die Gottscheer Leute sind alle so gut,

Sie sind alle wie Bruder, sie haben alle ein Blut.

Ein rechter Gottscheer, ob arm oder reich,

Er liebt seine Heimat g`rad wie das Himmelreich.

Gott Vater im Himmel, wir bitten gar schön, So lass uns die Heimat in Frieden bestehen.

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Redakteur: Jan Schaller
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