Welttag des Buches auch in Marburg

Obfrau Veronika Haring bei Begrüßung und Vorstellung der Gäste

                     Muttersprache im Vordergrund

     Nach einigen Jahren Corona-Pause haben wir im unserem Kulturverein deutschsprachige Frauen Brücken wieder die Literarische Lesung vorbereitet, anlässlich des „Welttages des Buches“ mit einem Programmteil zum Festival „Slowenische Tage des Buches“ die heuer unter dem Motto „Muttersprache im Vordergrund“ stehen. Da sich unser Verein hauptsächlich darum bemüht die kulturellen Bindungen zwischen den deutschen Volksgruppen in EU-Ländern zu pflegen, haben wir am Samstag, den 22. April am Nachmittag drei renommierte deutschsprachige Schriftsteller aus Ungarn zur Lesung eingeladen.     

     Zum Beginn des Abends haben uns Vokalsolisten des Vokalateliers Robert Stolz Dora Ožvald und Bogdan Stopar mit weltbekannten Liedern von Robert Stolz eingestimmt und uns in damalige Zeiten versetzt.

     Im ersten Teil des Leseabends haben die Autoren, die in unserem zweisprachigen Jahrbuch jedes Jahr mit ihrem literarischen Werken in Prosa und Poesie mitwirken, mit der Lesung ihre Texte vorgestellt.
Zuerst las Cvetka Vidmar ihren Text „Zweite Tür links“, gefolgt von Majda Arhnauer Subašič, Claudija Kia Zbičajnik, Ivana Hauser und Ana Maria Pušnik. Als einziger männlicher Autor hörten wir Marjan Pungartnik mit einigen seiner Lieder. Slowenisch gelesene Texte der Autoren las Veronika Haring für unsere Gäste aus Österreich in deutscher Sprache.

     Im zweiten Teil stellte Veronika Haring unsere Gäste aus Ungarn vor, drei renommierte Schriftsteller der deutschen Volksgruppe in Ungarn, Nelu Bradean-Ebinger aus Budapest, Christina Arnold und Josef Michaelis aus Fünfkirchen/Pecs, die ihre Texte auf Deutsch gelesen haben. So haben wir aus Texten erfahren, dass in „sozialistischen Zeiten“ wir alle als deutsche Volksgruppe unterdrückt waren und nur mit sehr großem Mut überlebt haben. Unsere Freunde haben uns auch erklärt, dass die deutsche Minderheit in Ungarn anerkannt ist, und auch 12 weitere Minderheiten, diesen haben seit 1993 ein Minderheitsgesetz und seit 2011 ein neues Nationalitäten-Gesetz. Sie haben in deutschsprachigen Gebieten Radiosendungen in deutscher Sprache und wöchentlich eine deutsche „Neue Zeitung“, die über Ereignisse in der deutschsprachigen Volksgruppe in Ungarn berichtet.

   Auf die Frage, wie haben Sie das in Ungarn erreicht, war die Antwort sehr einfach: „Unsere Regierung will mit gutem Beilspiel vorangehen, um auch Staaten wo ungarische Minderheiten leben, ein gutes Vorbild zu sein. Wenn Ungarn Minderheiten in Ungarn nicht unterstützt, kann Ungarn auch nicht für ungarische Minderheiten in anderen Staaten plädieren.“

    Die nicht anerkannte deutschsprachige Minderheit in Slowenien kann sich nur wünschen so eine Position zu haben, wie die deutsche Volksgruppe in Ungarn schon hat.

Text und Foto: Jan Schaller

         Kurzvorstellung unserer ungarischen Freunde

    Christina Arnold wurde am 4.4.1977 in Fünfkirchen geboren. Ihr Heimatdorf ist Nadasch/Mecseknádasd im Komitat Branau/Baranya. Sie ist in der Mundart groß geworden. Erst in der Grundschule und am Gymnasium erwarb sie die deutsche Hochsprache. Sie studierte Germanistik an der Universität Fünfkirchen.

   Seit 1999 ist Arnold hauptberuflich in der Deutschen Redaktion im Funkhaus Fünfkirchen tätig und schreibt auch für die „Neue Zeitung” über Ereignisse in Südungarn.

     Seit 1994 ist sie Mitglied in der GJU – Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, wo sie auch ihren Ehemann kennenlernte. Mit der Literatur in Berührung gekommen ist sie 1996 durch Robert Becker und Engelbert Rittinger, die sie immer wieder ermutigt haben, weiterzumachen. Ihre Gedichte und einige Kurzgeschichten sind in „Neue Zeitung” und in deren Literaturbeilage „Signale” erschienen.

     Nelu Bradean-Ebinger, Univ. Prof. Dr., wurde am 22.07.1952 in Arad (Banat) in einer schwäbischen Familie geboren. Er studierte an den Universitäten Bukarest, Helsinki und Budapest allgemeine Germanistik, Finnougoristik und ungarische Philologie. Mit 19 Jahren kam er nach Ungarn und fand in der ungarndeutschen Siedlung Wudersch/Budaörs ein Zuhause.

     Bradean-Ebinger ist Leiter des Lehrstuhls für Wirtschaftsdeutsch an der Budapester Wirtschaftsuniversität (Corvinus) und Professor für germanistische Linguistik an der Universität Miskolc (Zweitstelle). Er war als Gastdozent in Schweden, Österreich, in der Schweiz, Deutschland und Frankreich tätig, ist habilitiert und Kandidat der Sprachwissenschaft, weiters Gastdozent an den Universität Uppsala, Bern, Klagenfurt, München, Tübingen, 1997–98 Gastprofessor an der Univ. Lyon III.
Sein erstes Gedicht schrieb er mit 16 in der „Neuen Banater Zeitung” (Temeswar). Er legte drei selbständige Gedicht- und Essaybände auf: „Budapester Resonanzen” (1986), „Auf der Suche nach … Heimat/Hazakeresóben” (1995) und „Egy középeurópai ember vallomásai/Bekenntnisse eines Mitteleuropäers” (2001).
Seine Publikationen: 3 Monografien, 5 Lehrbücher, über 150 Studien. Herausgeber der Jahresschrift Lingua Deutsch. E-Mail: nelu@uni-corvinus.hu

      Josef Michaelis wurde am 1. Dezember 1955 in einer ungarndeutschen Bauernfamilie in Schomberg/Somberek (Südungarn) geboren. Er studierte deutsche Sprache und Literatur an der Hochschule für Lehrerbildung in Baja, anschließend Geschichte an der Janus-Pannonius-Universität in Fünfkirchen/Pécs. Seit 1977 ist er als Grundschullehrer für Deutsch und Geschichte tätig bzw. stellvertretender Schuldirektor in Willand/Villány.

       Michaelis steht in tiefer Verbundenheit mit der Sagen- und Märchenwelt und mit der Geschichte des Ungarndeutschtums. Bestimmendes literarisches Erlebnis für ihn war die Lyrik von Sándor Petöfi. Zu seinen Vorbildern gehören Nikolaus Lenau, János Arany, Mihály Babits, Thomas Mann, Miklós Radnóti, Ernest Hemingway.

     Literarisch tätig ist Michaelis seit 1976. Sein Band „Zauberhut“ mit Gedichten und Märchen für Kinder erschien 1991 beim Lehrbuchverlag Budapest und wurde seither in vierter Auflage herausgegeben (2005 zweisprachig). Mit seinem Band „Sturmvolle Zeiten“ wurde 1992 die Reihe VUdAK-Bücher gestartet. Beide Bücher konnte er 1999 bei der Buchmesse in Leipzig bzw. Frankfurt vorstellen. Sein Band „Treibsand“ erschien 2004.

Dora Ožvalt, Sopran und Bogdan Stopar, Tenor mit Robert Stolz Musik
Cvetka Vidmar las ihren Text Zweite Tür links
Unsere aktive Mitgliedern Ivana Hauser liste ihren Autoren Text
Universitäts Profesor Dr. Nelu Bradean-Ebinger erklärte die Lage der deutschsprachigen Volksgruppe in Ungarn
Christina Arnold arbeitet in der Deutschen Redaktion im Funkhaus in Fünfkirchen/Pecs
Josef Michaelis las aus seinen drei Büchern Zauberhut (1991), Sturmvolle Zeiten (1992) und Treibsand (2004)

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Redakteur: Jan Schaller
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Kulturvereines deutschsprachiger Frauen »Brücken«
Marburg an der Drau/ Maribor

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