Schloss Fridau und verhungernde, tote Kinder

Foto 1: Ein gemeinsames Foto, bevor wir ins Schloss Fridau gegangen sind.

      Nach dem Besuch in Pettau fuhren wir mit dem Bus nach Fridau/Ormož. Auf der Fahrt dorthin hat uns Dr. Ehrenfried Machalka, unser Reiseleiter, noch Geschichte der Schlösser in der Umgebung erklärt. In der Ferne könnten wir den Schloss Dornau sehen. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1700. Im Jahr 1435 wurde es zum ersten Mal erwähnt, mit einem kleineren Schloss. 1526 hatten die Herrschaft Dornau die Grafen von Herberstein und im Jahr 1730 wurde Schloss Dornau von Graf Attems gekauft. Die Familie Elsbacher, die Großeltern von Herrn Machalka, wurden Besitzer dieses Schlosses am Kriegsende und damit enteignet.

     Weiter sahen wir das Schloss Meretinzen, des erst 1322 erstmals erwähnt wurde. Sehr interessant ist aber die Geschichte von Kommende/Kirche Großsonntag/Velika Nedelja. Auf dem Gebiet wurde am 18. April 1199 eine Schlacht, wo Friedrich III von Pettau mit Unterstützung durch Ritter des Deutschen Ordens die Ungaren besiegte, und konnte somit sein Territorium bis nach Fridau/Ormož erweitern. Als Dank für die Unterstützung schenkte Friedrich III dem Deutschen Ritterorden eine Kapelle, mit dem Auftrag eine Pfarre zu errichten und das Gebiet zu sichern. Diese Ostgrenze zum Königreich Ungarn blieb bis 1918.

     Wir waren schon in Fridau und weil schönes Wetter war, haben wir eine kurze Führung über den Hauptplatz zur Stadtpfarrkirche gemacht und dann weiter zum nahe gelegen Schloss Fridau. Wir haben uns das Schloss nur von draußen angesehen und in dem Durchgang zum Hof Halt gemacht. Dort ist nämlich auf der Wand eine Gedenktafel an Kinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg hier im Schloss im Lager lebten und wegen Hunger gestorben sind. Gundi, die Frau von Herrn Machalka hat uns ein Teil des Textes von einem steirischen Schullehrer Friedrich Hajek gelesen, der auch selbst in Konzentrationslager Sterntal 1945 eingeliefert war. Sie lass: „Die Fahrzeuge zweigten nach rechts ab und hielten nach einiger Zeit vor den beiden weit geöffneten Torflügeln, dem Eingang ins Konzentrationslager Sterntal. Wir waren angekommen, wohin man uns mit Lug und Trug gebracht hat…. Kein Gerücht war die erfreuliche Nachricht, die wir drei oder vier Wochen nach unserer Einlieferung ins Lager Sterntal wahr Namen: Mütter mit Kindern werden in Kürze in das Außenlager Fridau/Ormož gebracht, wo es ihnen bedeutend besser gehen sollte. …. Unser Baby verweigerte nun schon so lange je Nahrungsaufnahme, erbrach auch die geringste Menge, die man ihm einzugehen versuchte. Lag auf seinem Strohsack, hielt die Augen geschlossen und stöhnte vor sich hin. Wohl ließ sich der Arzt aus dem Markt im Schloss blicken. Helfen und damit etwas bewirken konnte oder wollte er nicht. Da stand er vor unserem Kinderle, zuckte mit den Achseln und machte mit seinen Armen eine hilflose Geste… Das Leben unseres Babys neigte sich unaufhaltsam dem Ende zu, und eines Tages war es an dem Hungertod gestorben. Als es der Totengräber abholte, betteten wir und wir zwei Buben ließen es nicht nehmen, unser Schwesterchen über die vielen Stiegen in den Schlosshof zu tragen. …So wie wir keine Anteilnahme an den anderen Todesfällen im Schloss nahmen, so nahm auch niemand anderer Anteil an unserem schweren Verlust. Hier war jede Gemeinsamkeit verloren gegangen. Beim Tor übernahm der Totengräber das Waggerl, zog damit um die Ecke und war unseren Augen entschwunden. Wir Buben haben unsere Mutter in die Mitte genommen. Sie blieb stehen und meinte, sie möchte auch sterben…. Man schrieb den 24. August 1945.“

    Auch wir alle wurden ganz still und bedruckt, wie grausam es hier im Jahr 1945 war.

     Wir gingen noch zum Friedhof in Fridau, wo vor neun Jahren eine Gedenktafel als Erinnerung an diese Grausamkeiten errichtet wurde. Auf der Tafel steht geschrieben: “Zum Gedenken an die Kinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Lager Schloss Ormož starben. Die kommunistische Regierung ließ sie sterben. Es folgen die Namen. Sie starben zwischen dem 12.8.1945 und dem 23.9.1945 an Schwäche.“

       Und nach einigen Momenten sagt eine Frau, „dass stimmt nicht, da sind nicht alle angeschrieben. die im Schloss Fridau gestorben sind. Es waren also noch mehr Tote Kinder und wir haben noch eine traurige Geschichte der Vertriebenen gehört.

Jan Schaller

Foto 2. Kreutz auf dem Friedhof in Fridau/Ormož und unter ihm der Gedenkzeichen

Foto 3. Gedenkzeichen mit dem Text und Namen, aber nicht mit Namen allen Kindern

IMPRESSUM:

E-Mail: steiermark.stajerska@gmail.com
Redakteur: Jan Schaller
Ein Unabhängiges Autorenprojekt des
Kulturvereines deutschsprachiger Frauen »Brücken«
Marburg an der Drau/ Maribor

Die Beiträge der Autoren und Autorinnen der Webseite Steiermark-Stajerska müssen nicht der offizielle Meinung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten entsprechen.

SPONSOR:

© 2022. Alle Rechte vorbehalten

Priloga-3