3. Teil: Import von 18.000 Deutschen

          Dr. Mitja Ferenc schrieb im Text „Deutsche“ in der Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg, im Band „Deutsche“ in Slowenien (1918-1955) in Deutsch auf Seite 55: „Nach Angaben aus deutschen Quellen soll es Anfang 1950 in Jugoslawien zwischen 12.000-18.000 deutschen Zivilarbeitern gegeben…ein Teil dieser Deutschen lebte zur Zeit der Volkszählung von 1948 auch in Slowenien. Daher kann die Zahl der 2.406 Angehörigen der österreichischen und deutschen Volksgruppe sicher nicht als Zahl der übriggebliebenen Angehörigen der deutschen Volksminderheit aus der Zeit vor dem Krieg betrachtet werden.“
         Eine interessante These, mit einigen politischen Lücken, denn:
1.) Wie kamen diese 18.000 Deutsche nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Jugoslawien/Slowenien. Die Eisenbahnlinien wurden bombardiert, die Eisenbahn Infrastruktur zerstört, die Straßen unpassierbar. Woher haten sie so viele Busse oder Lastwagen bekommen, für so große Menge Leute zu transportieren? Wo schliefen sie, denn nach dem Ende des Krieges gab es weder für sie noch für die einheimische-Menschen, die zuvor in diesem Gebiet gelebt haben, genügend Wohnraum zum Übernachten. Wer hat sie gefüttert, wenn nicht einmal die Einheimischen mit Esskarten versorgt wurden?
2.) Und welche Deutschen waren so verrückt, sich in die Höhle des Löwen zu begeben, wo doch alle Deutschen im Prinzip Feinde waren und sofort getötet oder vertrieben wurden ohne Gnade, ohne Frage. Denn auch die Deutschen, die für die Partisanen arbeiteten, wurden entgegen den Beschlüssen des AVNOJ verurteilt und ihres gesamten Vermögens beraubt. Wer würde es wagen für sein eigenes Leben.
3.) Und wie haben diese Deutschen geredet, wenn jede Unterhaltung auf Deutsch verboten war und die UDBA solche, auch nur verdächtige sofort verhaften musste.
4.) Und es ist sehr seltsam, wenn laut der Statistik „Einwanderer nach Slowenien nach dem Jahr der Einwanderung“ zwischen 1948-1952 nur 82 Österreicher und 62 Deutsche kamen, aber bei der Volkszählung im Jahr 1953 offiziell 1.906 Österreicher und Deutsche in Slowenien waren. Und noch laut der offiziellen Statistik von 1971-80 bis zu 2.922 Deutsche und Österreichern nach Slowenien eingewandert sind, bei der Volkszählung von 1981 aber nur 455 Österreicher und Deutsche in Slowenien waren, nur die amtliche Zahl der Einwanderer war aber 6-7 x höher. Da stimmt die Mathematik eben nicht.
5.) Weiter Informationen über die Zuwanderung von Ausländern nach Slowenien in separaten Jahren finden sie in der Tabelle am Ende des Textes.
6.) Es muss entschieden werden, ob „Österreicher/Deutsche als Zuwanderer“ in den Statistiken auch „Zdomci-slowenische Gastarbeiter“ sind mit Österreichischer/ Deutscher Staatsangehörigkeit. Ob diese Gastarbeiter, die in Österreich und Deutschland Arbeiten schon zur deutschen Minderheit gehören. Oder sind „Gastarbeiter“ nach amtlicher Definition „Personen mit ständigem Wohnsitz in Slowenien, die im Ausland arbeiten und deren Familienangehörige ebenfalls im Ausland leben“. Oder ist richtig die andere amtliche Definition: “Bei der Volkszählung werden nur die Personen zur Bevölkerung des Landes gezählt, die tatsächlich im Lande der Volkzählung leben.“ Also sind „slowenische Gastarbeiter dann Ausländer, die nicht im Lande leben, weil sie ja residenten in einem anderen Staat sind.
7.) Noch ein weiteres Zitat von Dr. Mitja Ferenc auf derselben Seite: Diese Tatsache wird durch die Daten der Volkszählung von 1953 bestätigt, wonach bis zu zwei Drittel der „Deutschen“ im Ausland geboren wurde, währen nur etwas weniger als ein Viertel auf dem slowenischen Staatsgebiet geboren wurden.“
8.) Ja es stimmt, dass die „2.406 Deutsche/Österreicher in der Volkszählung von 1948“ deutsche Nachnamen hatten und in Orten mit deutschen Namen geboren wurden. Denn bis 1918 trugen alle slowenischen Orte deutsche Namen und alle Personen haten in ihren Dokumenten deutsche (Nach)Namen. Also, im Jahr 1948, zum Zeitpunkt der Volkszählung, war die gesamte Bevölkerung über 30 Jahre noch im Österreich-Ungarische Monarchie geboren, nicht in Slowenien, und das war mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. Und bis 1918 haten alle slowenischen Orte noch deutsche Namen. Nur ein Viertel der Bevölkerung, 353.862 Menschen wurden erst nach der Gründung Slowenien geboren, da es bis 1918 drei Länder auf diesem Gebiet gab, Steiermark, Krain und Kärnten.
9.) Noch einfacher erklärt. Beim Boris KIDRIČ steht geschrieben „slowenischer Kommunist, Partisan, Politiker, Kämpfer und Nationalheld, geboren am 10. April 1912 im Wien in Österreich-Ungarn“. Laut Dr. Mitja Ferenc bedeutet, dass Boris Kidrič ein (Alt)Österreicher war, weil er während der Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wien geboren wurde. Und er war nicht der Einzige, der „im Ausland“, außerhalb Sloweniens, geboren wurden, weil es Slowenien damals noch nicht gab.

     Und wer waren diese „18.000 Deutsche Neuankömmlinge“ in Wirklichkeit?
Da müssen sie auf die nächste Fortsetzung warten, kommt bald.

Jan SCHALLER

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Redakteur: Jan Schaller
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