"Wir lassen uns nicht durchzählen"

Kurz gesagt, wir fordern den Grundsatz des Schutzes der slowenischen Minderheit in Österreich-Kärnten, gemäß dem jahrzehntealten Prinzip ” Wir lassen uns nicht durchzählen”, wie ich bereits sagte. Der Schutz und die Rechte von Minderheiten sind nicht an Zahlen gebunden. Das ist nicht der Fall und sollte es auch nicht sein”, warnte Violeta Tomič auf der Sitzung der Kommission für die Beziehungen zu den Slowenen im Ausland und in der Welt bei ihrer regulären Sitzung am 17. Januar dieses Jahres (2022). Als Kärnten  vor einigen Jahrzehnten die Rechte der slowenischen Minderheit in Österreich-Kärnten endgültig festlegen wollten, meldete sich die Minderheit zu Wort und sagte, dass es nicht akzeptabel sei, die Rechte nach der Zahl bei Volkszählung festzulegen. Die Kärntner Slowenen sagten damals: “Wir lassen uns nicht durchzählen; uns gibt es immer weniger. Es gibt immer weniger Menschen, die es überhaupt wagen, in Österreich Slowenen zu sein.”

          Und wenn eine politische Aktivistin der Linkspartei Die Linke zu Recht diese Rechte für die Kärntner Slowenen in Österreich fordert, so ist dies genau die entgegengesetzte Position der slowenischen Regierung und derselben Linkspartei gegenüber den Rechten der deutschen Minderheit in Slowenien, ganz zu schweigen von der Anerkennung des autochthonen Charakters der deutschen Minderheit in Slowenien. Und das ist ein typisches Beispiel für die Doppelte Moral, die Dr. Marjan Sturm bei der Pressekonferenz am 24.3.2021 anlässlich der Präsentation der wissenschaftlichen Publikation Österreichischer Staatsvertrag und die slowenische Minderheit in Österreich, sehr schön beschrieben hat, als er zur Überraschung der Anwesenden sagte: ”Ich kann nicht sprechen, ich fordere alle Rechte für Kärntner Slowenen, aber keine Rechte für die deutsche Minderheit in Slowenien. Wenn es die deutsche Minderheit hier gibt und Slowenien dies selbst anerkennt, dann muss Slowenien etwas tun. Wenn ich mir nur anschaue, wie viel Unterstützung wir in Österreich bekommen und wie viel Unterstützung die deutsche Minderheit in Slowenien bekommt. Dann gibt es keine Entschuldigung. Es ist notwendig, mit ihnen in einen Dialog zu treten, mit ihnen zu reden, und sie müssen sagen, was sie wollen. Ich muss jedoch noch etwas hinzufügen. Bei der Volkszählung von 1910 gab es in Slowenien 72 000 Deutsche und 69 000 Kärntner Slowenen. Das war das damalige Verhältnis”.

      Übrigens: TABELLE 1 zu den Volkszählungen und der Vergleich mit den Kärntner Slowenen spricht für sich: 

     Und diese Worte der Kärntner Slowenen, “wir lassen uns nicht durchzählen”, werden auch in den Resten der deutschen Minderheit auf dem Gebiet Sloweniens lautstark betont werden müssen. Denn wenn wir in gutem Glauben an statistischen Messungen teilnehmen wollten, dreht es uns heute den Magen um, wie dieselben Daten für 1991, die bereits international etabliert sind (Stefan Karner: Die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien, Seite 173), in den neuen Slowenischen Amtlichen Tabellen im Jahr 2001 für Jahr 1991 verändert, reduziert werden, mit der Erklärung, dass man nun die neuen internationalen Standards berücksichtigt habe und dass es jetzt eben so sei, Schluss, punkt. Dabei hat schon Stefan Karner selbst in der Fußnote 349 auf die neuen „methodischen Erläuterungen zur Volkszählung 1991in Slowenien“ verwiesen.  So wurden die Daten in der Tabelle von 2002 für 1991 zum zweiten Mal geändert, offiziell heißt es: “Die Volkszählungsdaten von 1991 wurden bei der Veröffentlichung der Volkszählungsdaten von 2002 auf die 2002 verwendete Methodik umgerechnet. Nur so sind die Daten untereinander und auf der Grundlage der umgerechneten Volkszählungsdaten von 1991 vergleichbar. Es liegt also kein statistischer Fehler vor, sondern nur eine Neuberechnung.”

       Es ist aber peinlich, dass die nun offensichtlich verzerrten Daten ein recht seltsames Bild ergeben, wie in der Tabelle 2 – (Volkszählung in Slowenien, Muttersprache nach Gemeinden) dargestellt sind, in der die ursprünglichen offiziellen Daten für 1991, die korrigierten und die neuen Daten für 2002 veröffentlicht sind. Schon von weitem ist zu erkennen, dass es in einigen Orten „seltsame Unterschiede“ gibt, wie z. B. in Ptuj/Pettau, Slovenska Bistrica/Windisch Feistritz, Krško/Gurkfeld oder Brežice/Rann, wo der Anstieg von 1991 auf 2002 in den korrigierten Daten sogar über 200 % beträgt. ????  während der Vergleich zwischen den alten Daten von 1991 und 2002 durchaus vergleichbar ist und die Abweichungen in der Tat minimal sind.

Tabelle 2 unten

 

       Eine weitere Peinlichkeit besteht darin, dass uns gesagt wird: “Bei der Volkszählung 2002 sind wir zum ersten Mal den internationalen Empfehlungen für Volkszählungen gefolgt, nach denen nur die Personen zur Bevölkerung eines Landes gezählt werden, die sich tatsächlich auf dem Gebiet dieses Landes aufhalten. Aber wenn wir nach diesen internationalen Empfehlungen fragen, lautet die Antwort:“ In den internationalen Empfehlungen für Volkszählungen heißt es, dass Daten über Nationalität/Ethnizität und Religion erhoben werden können, aber die Erhebung ist jedem einzelnen Land überlassen. Das Dokument ist nicht rechtsverbindlich, sondern eine methodische Empfehlung für die Durchführung von Zählungen”.

     Nun, wir haben aufgegeben, als wir die Erklärung erhielten, dass die Daten zur deutschen Muttersprache für 1991 wegen “Gastarbeiter” korrigiert worden waren. Nach den offiziellen Angaben gab es in Slowenien im Jahr 1991 *52.631 “Slowenische Gastarbeiter” – „mit ständigem Wohnsitz in Slowenien, die im Ausland arbeiten und deren Familienangehörige ebenfalls im Ausland leben” (Offizielle Erklärung). Hallo, zweites mall., Wenn bei der obigen Definition ja steht: “Bei einer Volkszählung werden nur die Personen, die sich tatsächlich auf dem Gebiet eines Landes aufhalten, zur Bevölkerung dieses Landes gezählt”.

        “Slowenische Gastarbeiter” sind Einwohner in dem Land wo die tatsächlich wohnen, in dem sie arbeiten, und dort wo die alle Steuern zahlen. Und wenn die noch Slowenen waren, als sie ihre Heimat verließen, in Ausland sogar eine Slowenin heirateten, so sprechen die Enkel der dritten Generation meist kein Slowenisch mehr, sind Deutsche, bleiben in Deutschland und sind somit nur noch in der deutschen Statistik als deutsche Staatsbürger präsent.  Keine „Gastarbeiter- Zeitarbeiter im Ausland.“ mehr.

      Und ja, es gibt noch etwas anderes. Die “Experten” fordern mindestens 1% der Bevölkerung, um als Minderheit anerkannt zu werden. In der ersten Tabelle oben sehen Sie, dass alle drei offiziell anerkannten Minderheiten in Slowenien nach den Daten von 2002 insgesamt 15.309 Mitglieder haben, was 0,60 % entspricht, und die meisten der einzelnen anerkannten Minderheiten, einschließlich der Kärntner Slowenen in Österreich, erreichen nicht einmal 0,20 % der Bevölkerung. Bedeutet dies jetzt, dass aufgrund der schlechten Volkszählungsergebnisse, nun alle offiziellen Minderheiten in Slowenien abgeschafft werden?

       Schließlich gibt es noch eine weitere Unannehmlichkeit, die von den Statistischen Amt selbst erwähnt wird. Wir zitieren, damit nicht jemand behauptet, wir hätten den Sachverhalt durch eine Zusammenfassung verzerrt. Zitat, Seite 40-41, SURS, Bilten 2, Ljubljana 2003 “Zum Zeitpunkt der Volkszählung schreibt das Volkszählungsgesetz vor, dass alle von der Volkszählung erfassten Personen richtige und vollständige Antworten geben müssen. Seit 1971 ist diese Verpflichtung jedoch bei der Frage nach der Nationalität als obligatorische Antwort ausgenommen, obwohl diese Ausnahme im Volkszählungsgesetz von 1971 nicht vorgesehen war.  So ist bei den Volkszählungen von 1991 und 2002 die Frage nach der Nationalität nicht obligatorisch, ebenso wie die Frage nach der Religion. Bei der Volkszählung von 1991 wurden auch Fragen zur Muttersprache von der Antwortpflicht ausgenommen, da diese als Grundlage für Rückschlüsse auf die Nationalität der Bevölkerung dienen könnten.

      Weil die ethnische Zugehörigkeit und die Muttersprache seit 1971 auch amtlich nicht mehr repräsentativ sind, wird in der Amtlichen Statistik nicht das wahre Bild widerspiegelt. Also haben diese Statistische Daten über Nationalität keinen Wert, „weil diese als Grundlage für Rückschlüsse auf die Nationalität der Bevölkerung dienen könnten.“

       Es ist wie bei den Katholiken, wo nicht nur diejenigen katholisch sind, die jeden Sonntag in die Kirche zur Heiliger Messe gehen. Die meisten Katholiken sind nicht aktiv, aber sie haben katholische Werte und sind Katholiken, egal ob die Kirche das will oder nicht.

      Wenigstens jetzt wissen Sie, warum wir uns nicht zählen lassen.

      Reichen diese Argumente aus, oder sind neue erforderlich?

Jan Schaller

 

 

 

 

 

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