Deutsche Besiedlung

Übersetzung, Kapitelzusammenfassung mit Zitaten des Autors (In Klammern stehen, Erläuterungen, die nicht vom Autor des Textes Grafenauer stammen)

  1. Bogo Grafenauer, Zgodovina slovenskega naroda,

Geschichte der slowenischen Nation, 2. überarbeitete Auflage,

Buch 1 – Von der Besiedlung bis zur Errichtung des Fränkischen Feudalordens, 1964

Buch 2, – Von der Feudalgesellschaft bis zum Beginn der Bauernaufstände, 1965

Buch 3 – erschien 1974

Bemerkung: Mit slowenischem Kulturraum denkt der Autor Bogo Grafenauer geographisch auch das heutige ganze Kärnten und Teile Italien, das heutige Südtirol, bis nach Trieste. Nur die Grenze zu Kroatien ist für ihm klar.

Autor  dr. Bogo Grafenauer  (1916-1995)

 war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der zentralen Persönlichkeiten der slowenischen Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung. Er studierte Geschichte und Geografie an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana, wo er 1944 das Doktorat erwarb, 1946 wurde er Dozent  und dann seit   er  als ordentlicher Professor bis zur Emeritierung 1982.

  1. Buch, Kapitel II,

Als sich die Franken im 8. Jahrhundert die heutige slowenische Provinz unterwarfen, war dies im Vergleich zu deutschfränkischen Ländern ein relativ dünn besiedeltes Gebiet. Unter fränkischer Herrschaft begann eine sonst lebendigere Besiedlung in bisher kargen Gegenden. Aber die ungarischen Angriffe mit ihrer Verwüstung machten viele dieser Erfolge zunichte. Die wirkliche Zeit der deutschen Besiedlung des slowenischen Landes reicht also in den Zeitraum, der mit der neuen deutschen Eroberung des slowenischen Landes beginnt; nach der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg, am 10. August 955, als Otto I. der Große die ungarische Armee vollständig vernichtete.

(Die Schlacht auf dem Lechfeld  bei Augsburg  am 10. August 955 war der Endpunkt der Ungarneinfälle und der größte militärische Sieg von Otto I. den Großne (* 23. November 912; † 7. Mai 973) Er war von  936 Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches (Regnum Francorum Orientalium), von  951 König von Italien und von  962 römisch-deutscher Kaiser)

  1. Deutsche Eroberung des slowenischen Territoriums im Kampf mit den Ungarn, (Seiten. 136-141)

    Für die Slowenen, damals noch Slawen, war der Ausgang des Kampfes mit den Ungarn noch viel wichtiger als für die Deutschen.  Das slawische Fürstentum Karantanien (595-745), das mit dem bayerischen Herzogtum verbunden war, auf das es sich um Jahr 900 stützte,   war wegen ungarischen  Militäreingriffe stärk gefährdete Provinz des deutschen Staates, weil sie den Ungarn am nächsten stand. In der ersten Hälfte des 10 Jahrhunderts war der deutsche Staat fast vollständig in Stammesherzogtümer aufgeteilt, die fast vollständig unabhängig waren. Erst gegen Ende dieses Jahrhunderts schweißte der geschickte Politiker Otto I. sie wieder zu einem festen Ganzen zusammen, und gegen Ende des fränkischen Staates verbanden sie sich fester in sich. Die Hauptaufgabe Bayerns und Karantaniens in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts war aufgrund seiner geographischen Lage die Abwehr gegen Ungarn.

Otto I. der Große vernichtete die ungarische Armee am 10. August 955 in der Schlacht bei Augsburg vollständig. Damit machte er den Märschen der Ungarn für immer ein Ende, so dass ihnen keine andere Wahl blieb, als das Nomadenleben aufzugeben und sich dauerhaft in Pannonien niederzulassen. Der Sieg bei Augsburg bedeutete erneut die deutsche Eroberung der slowenischen Provinz Karantanien.

Die Eroberung im 10. Jahrhundert hatte jedoch weder einen so breiten und starken Ansatzpunkt, noch konnte sie von der Führung klug bewerkstelligt werden, wie es Karl der Große mit seinem Heer gegen den Awaren tat. Bereits um 973 wurden das Grazer Tal, das Gebiet zwischen Marburg/Maribor und Pettau/Ptuj, das Cilli/Celje Becken, Unterkrain/Dolenjska an den deutschen Staat zurückgegeben. Das Gebiet Pannonien, wo die Ungaren lebten, wurde nicht angegriffen.

Die mittelalterliche Staatsgrenze zwischen dem deutschen und dem ungarischen Staat war keine scharfe Linie, sondern ein mehrere Kilometer breiter Streifen, dünn besiedelt. Die Grenze war größtenteils durch Wälder und Sümpfe geschützt.

Für die weitere Entwicklung der Slowenen als eigenes slawisches Volk ist die Teilung des neuen deutschen Staates, der die Slowenen (Slawen in den Alpen) von den Kroaten trennte, von großer Bedeutung. Diese Grenze bestimmte nämlich danach eine unterschiedliche Entwicklung, die die Südslawen in zwei verschiedene Nationen teilte: Slowenen und Kroaten. In seiner gesamten Entwicklung war es diese von den Deutschen gezogene Grenze, die die beiden Nationen trennte.

  1. Großkarantanien (Herzogtum Kärnten) und seine Landschaften, (144-157)

Die administrative Aufteilung des slowenischen Territoriums wurde nach der Rückeroberung durch die deutschen Landesherren erheblich anders. Während die fränkischen Heere zur Zeit Karls des Großen dieses Gebiet in schnellen und mächtigen Stößen eroberten, war es jetzt anders. Es folgte eine sinnvolle Teilung und Verwaltungsordnung, die Entstehung von Grundbesitz und Feudalfamilien an diesen Orten, die bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie im Jahr 1918 blieb.

Nach der Schlacht bei Augsburg kümmerten sich die deutschen Eroberer fleißig um die Verteidigung und Befestigung von Karantanien, und die Vereinigung Bayern und Karantanien. Doch um 976 beschloss der bayerische Kaiser Teilung   Bayern und Karantanien, und das Herzogtum Kärnten entstand als Grenzland zwischen Bayern und Italien. Im Norden Kärntens; entlang der Donau entstand die östliche Landschaft – Ostarrichi.

Im Süden entsteht 1002 eine neue Region Krain – das Land Krain, später im Jahr 1364 wurde das Herzogtum Krain.

In der Zeit Karantaniens war die Situation wesentlich anders, das Volk war Slowenisch und der Adel wurde auf fränkischen, ausländischen Grundlagen gebildet. Nur wenige Eingeborene stiegen in den wahren Adel auf, der dem bayerischen Herzogtum untergeordnet war.

Der Adel in Slowenien hatte schon von Anfang an einen kolonisierenden Charakter, da er aus Neuankömmlingen aus verschiedenen deutschen Provinzen bestand. Diese Position verschärfte sich im 12. Jahrhundert. Damals teilte die Krone ihr gesamtes Territorium zwischen kirchlichen und Adeligen besitz.

Um 1055 wurden die Herrscher Traungauer, die auch das Erbe der Spannheimer übernommen haben und so die geographischen Herrscher wurden, die Grafen von Stayer – mit der Burg Styraburg- Steiermark.

Mit der Entstehung der Länder/Gebieten wurden die Slowenen von den Südslawen abgeschnitten. Die selbständigen Länder Kärnten, Steiermark und Krain wurden geschaffen und das slowenische Staatsgebiet wurde geteilt, und die neuen Herzogtümer erweckten ein neues „Landesbewusstsein“.

 

  1. Aufteilung der Provinzen unter den Feudalherren, Seiten 157-163

Als die Deutschen die slowenische Provinz zurückeroberten wurde dieses Gebiet unter vielen deutschen Feudalherren verteilt, mit Absicht die deutsche Herrschaft über diese Provinzen zu festigen. Diese Teilung leitete auch die zukünftige politische Entwicklung der slowenischen Länder und stärkte natürlich die Germanisierung ihres nördlichen Teils. Bis Mitte des 12. Jahrhunderts wurde das Kronland fast vollständig aufgeteilt.

Die Aufteilung der einzelnen Provinzen auf verschiedene Herren hatte einen wesentlichen Einfluss auf deren Verwaltungsstruktur.  und noch mehr auf die spätere Erschließung größerer Territorien in den Händen einzelner Feudalherren. Diese Überprüfung ist auch die Grundlage für das Verständnis der Kämpfe um die Vorherrschaft in den einzelnen Ländern.

HERZOGTUM KÄRNTEN wurde hauptsächlich von der geistlichen, dem Erzbischof von Salzburg, regiert. Unter den Gutsbesitzern sind die Eppsteiner hervorzuheben, die das Lavanttal und Unterkärnten besaßen. Im 11. Jahrhundert kamen in die Region Spannheimer und erwarben ein großes Gut im Lavanttal und entlang der Drau von Volkermarkt bis Unterdrauburg/ heute Dravograd. Ein Teil davon wurde dann an neu gegründeten Kloster Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal gespendet.

Andere Klöster hatten auch größere Güter. Traungauer hatten zuerst Besitz nur am Traunsee und einem Teil des Territoriums zwischen Mur und Raabe. Mitte des 11. Jahrhunderts erbten sie das Aribonische Gut (Pfalser Aribonen haben dieses um 1020 von Kaiser Henrik I bekommen). Traungauer haben 1122 auch Besitz von Eppsteiner geerbt und so vereinigten sie einen großen Teil des Landes unter ihrer Herrschaft.

HERZOGTUM STEIERMARK hatte drei Großgrundbesitzer.  Der Erzbischof von Salzburg besaß eine ausgedehnte Herrschaft über Pettau/Ptuj, Spannheimer hatten das Gebiet um Marburg/Maribor und Radkersburg, und dazu noch eine Reihe kleinerer Güter, und das dritte, Benediktinerstift St. Paul aus Lavanttal mit Gütern entlang der Drau, und der Windischen Büchel (Slovenske gorice). Der weinbauliche Teil würde sehr geteilt, aus dem die Kloster Wein für ihre Anbetung importierten.

HERZOGTUM KRAIN gehörte den  drei starken kirchlichen Stände, den Patriarchat von Aquileia, der Diözese Freising und der Diözese Brixen. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde dieses Gebiet in zwei starke Familien geteilt, die Grafen von Andechs (alte bayerische Herrschaft von Dießen) und die Grafen von Bogen (adlige bayerische Herrschaft) Die haben Burg Gurckfeld /Krško um  1189 gebaut und hatten großes Anwesen auf diesem Gebiet.

DER SLOWENISCHE TEIL VON FRIAUL waren nur zwei Hauptrivalen: die Patriarchen von Aquileia hatten die Mehrheit des venezianischen Sloweniens, und ab 1142 Grafen von GÖRZ (waren Erben von bayerischen Pfälzer Grafen) hatten den größten Teil von Brda, und Soča Tal. Die Grafen von Andechs besaßen in diese Region Vipava und Postojna, dieses Gebiet kam aber 1251 in den Besitz von Patriarchen von Aquileia.  Kleinere Güter waren auch im Besitz verschiedener Klöster.

ISTRIEN mit den  Altstädten Triest, Koper/Capodistria, Piran/Pirano hatten eine autonome Position und waren den Grundherren nicht untergeordnet. Im Innenland waren Besitzer die Patriarchen von Aquileia, die Bischöfe von Triest und Pula und die Grafschaft Görz.

Das größte Machthindernis im Land waren Kirchengüter mit Immunitätsrechten.

Die Zersplitterung in kleine Herrschaften bedeutete jedoch eine völlig eigenständige Gefangenschaft, sowohl in wirtschaftlicher als auch in rechtlicher Abhängigkeit der Untertanen. Gleichzeitig behinderte der unterentwickelte Verkehr die Mobilität fast der gesamten Bevölkerung stark. Sie reisten nur zu Fuß oder mit Pferd durch dünn besiedelte Landschaften, durch Wälder und sumpfiges Gebiet.

  1. Kolonisation und Germanisierung bis zum 12. Jahrhundert (163-178)

Die Zahl der Dörfer war bis ins 15. Jahrhundert vielgrößer als heute. Selten sind Orte, die nach dem Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sind. Die slowenischen Siedlungen änderten sich bis zum 12. Jahrhundert kaum, und nach dem 12. Jahrhundert kam es aufgrund der Ankunft vieler deutscher Einwanderer zu einer großen Verschiebung. Das Wesen der Migration war aber nicht primär national, sondern eine bessere Bewirtschaftung des Bodens (Fruchtfolge mit Flächenstilllegung), die neben höheren Erträgen auch eine größere Zahl anzusiedelnde Arbeitskräfte erforderte. Andererseits wurde dieses Gebiet der größte Teil des für die Landwirtschaft sehr günstigen Landes noch nicht besiedelt. Die Feudalherren besiedelten ihre Territorien daher mit neuen Kolonisten aus dichter besiedelten Gebieten Deutschlands.

Diese internen Siedlungen wurden von neuen Grundherren, Herzögen, Grafen und verschiedenen Diözesen und Klöstern geleitet.  Aber dies konnte nur durch wirtschaftlichen Fortschritt und Bevölkerungszuwachs erreicht werden.

Drei Perioden der feudalen Kolonisation

  1. 1. Der fränkisch-karolingische Staat und seine Macht über die Slowenen. Auch die Tendenz zur militärisch-verteidigungspolitischen Stärkung des Grenzgebietes
  2. Besiedlungen bis 1000 m Höhe, kleinere Siedlungen, bei denen der Wald zuerst ausgerottet werden musste.
  3. In der Ebene entstanden neue Siedlungen, die aber nicht mehr von der Landwirtschaft lebten, sondern von Handwerk und Handel; so sind Märkte und Städte entstanden.

Wo es zu wenig alte Bevölkerung gab, um sich zu wenig war, um sich in kurzer Zeit um die neu entstandenen Höfe zu kümmern, brachten die Gutsbesitzer Zuwanderer aus den Nachbarländern, manche, auch slowenische Leute, aus Nebenorten, oder aus alten Gütern in Deutschland; insbesondere aus Tirol, um Salzburg und aus Oberbayern.

Unter diesen Umständen setzte eine starke Einwanderung deutscher Kolonisten in ganz Slowenien ein, die um das Jahr 1000 wieder fest in den deutschen Staat integriert wurde. Der Grund für die deutsche Einwanderung war daher, dass viel slowenisches Land zwischen verschiedenen kirchlichen und deutschen Grundbesitzern aufgeteilt wurde. Sogar einige Adlige slowenischer Abstammung verschwanden im 12. Jahrhundert, heirateten und wurden deutsche Herren.

Seit dem 10. Jahrhundert hat sich in Kärnten eine typische zweisprachige Siedlung gebildet, die jedoch nicht durch die Sprachgrenze getrennt ist.  Jedenfalls war die slowenische Bevölkerung im ganzen Land noch bis zum 12. Jahrhundert vorherrschend.

In der Untersteiermark gab es bis zum 12. Jahrhundert wenig Siedlungen mit den Deutschen, nur die Adligen waren Ausländer, Deutsche. Ein größerer deutscher Siedlungsstrom bedeckte die Drau ebene, als das Dreieck zwischen Drau, Pohorje/Bachern und Haloze/Kollos, das Besitz von Spannheimer wurde, oder im Besitz des Erzbischofs von Salzburg. Von Anfang an vermischten sich deutsche Bauern mit slowenischen Bauern. Im Gebiet der Grenzmarke Savinjska/Sann und Herzogtum Krain beschränkte sich der deutsche Zuzug hauptsächlich auf den Adel und eine kleine Anzahl ihrer bewaffneten Gruppen.

Eine größere deutsche Insel mit landwirtschaftlichem Charakter entstand erst, als bayerische Einwanderer um 1000 den Wald auf dem flachen Teil zwischen Kranj und Škofja Loka (Bischoflack) ausrotteten. Das bezeugte dann ein besonderes bayerisches Amt der Herrschaft in Škofja Loka/Bischoflack in den Grundbüchern.

 Die Zuwanderung der deutschen bürgerlichen Bevölkerung hatte jedoch erst in der dritten Kolonialzeit, als Städte entstanden, einen nennenswerten Einfluss.

  1. Organisation von Grundbesitz, Gerichten und Bauern (Seiten 178-186)

Die großen geistlichen und adeligen Besitzer haben einzelne, meist zersplitterte Güter an kleine Ritter übergeben/verpachtet und auf diese Weise ihr Privatheer gestärkt. Die Größe der Ritterhöfe variierte stark, von zwei bis vierzig Bauern. Die Knechten des Hofes mussten etwa drei Tage in der Woche auf dem Hofland arbeiten und übergaben dem Hof ​​auch ihre eigene Ernte. Vor allem brauchte man Land in der Nähe des Hofes, sonst konnten die Knechten nicht täglich am Hofland arbeiten. Mit der Ansiedlung unbewohnter Gebiete entstanden auch in entlegeneren Gegenden eigenständige Höfe, die nicht mehr täglich am Hofland arbeiten konnten, so mussten siemit Ernte oder Geld eine Entschädigung zahlen.

Die Herrscher mussten den neuen Siedlern, den Kolonisten, auch einige Vorteile gewähren, auch wenn sie diese Leute selbst von ihren Gütern im Ausland mitbrachten. Anstelle von Sklaven-Knechten wurden größerem, halbfreiem Bauernhof geschaffen. Die mussten nur einen Teil ihrer Ernte an den Besitzer abgeben. Die Kolonisten kamen aus Ländern, in denen die Landwirtschaft bereits fortgeschrittener war, und förderten durch die Einführung von Innovationen die wirtschaftliche Entwicklung.

So wurden die ursprünglichen Höfe mit Kolonisierung verschieden, auch äußerlich, mit Namen “slowenisch” und später “bayerische” (in Dolenjska sind noch heute Slovenska vas-Slowenisches Dorf und Nemška vas -Deutsches Dorf). Mit drei Jahren Fruchtfolge ist die Bodenbearbeitung jedoch zu einer Gruppenangelegenheit der Dorfgemeinschaft geworden. Die Position des Dorfbürgermeisters ist damit vor allem organisatorisch sehr wichtig geworden. Diese Position veränderte zunehmend die Position der Dorfvorsteher in den deutschen Provinzen, die durch die deutsche Kolonisation auf slowenischem Boden geschaffen wurde.

III. SCHAFFUNG VON STÄDTEN

  1. Kolonisation vom 12. bis 15. Jahrhundert (Seiten 221-236)

Nur in Ausnahmefällen spricht man von einer Neubesiedelung der ebenen Welt, nämlich im Allgemeinen wurde sie bereits Ende des 12. Jahrhunderts gefüllt. Der Siedlungsfluss verwandelte sich so in höhere und hügelige, bewaldete Orte. Die Höchstgrenze der dauerhaften Siedlungen lag bei 1000 m. Zur Zeit der Abholzung wurden Siedlungen gebildet, die von einem Gutsbesitzer betrieben wurden. Auf den Höhen bildeten sich selbstständige Bauernhöfe, die Land in einem Stück hatten.

Das Gebiet zwischen Mur und Raabe wurde um 1200 unter der Führung der Landesfürsten, das Gebiet zwischen Mur und Drau und unter der Linie der Radkersburg – Pettau/Ptuj unter der Führung der Salzburger Bischöfe besiedelt.

Die gesamte Untersteiermark hatte Ende des 15. Jahrhunderts etwa 220.000 Einwohner (heute 500.000)

Die Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Kolonisation waren damit für die damalige Situation erschöpft. Es entstanden  „Kajžarji“, eine Art Dorfbevölkerung, die teils in der Landwirtschaft, teils in etwas anderem tätig war. Dies war eine der wichtigsten Ursachen für das plötzliche und relativ schnelle Ende der Kolonisation im 15. Jahrhundert.

Die Kolonisationsentwicklung wird zunehmend zum Problem der slowenisch-deutsche Besiedelung. Auch das Bild der slowenischen Provinzen, das bis ins 12. Jahrhundert andauerte, änderte sich bis ins 15. Jahrhundert durch die Wiederbelebung des Handels, und durch die Mischung beiden Nationalitäten.

Die beiden wichtigsten Veränderungen sind:  die Entwicklung der Kolonisation und die Entstehung von Städten und deren Auswirkungen. Das Auffüllen von flachen Bereichen und die Besiedlung von Hügeln veränderten die Strömung. Deutsche Neuzuwanderer ließen sich nicht mehr im Flachland nieder, weil nur noch schlechtes, bergiges Grenzgebiet unbewohnt war. In den Berggebieten, insbesondere entlang der oberen Drau und mur, herrschte jedoch noch ein Mangel an Kolonisten.

Nach dem 12. Jahrhundert starben die meisten der ältesten und mächtigsten Adelsfamilien, die die Ländereien in den süddeutschen Ländern besaßen, relativ schnell aus. Auch der Zuzug neuer Kolonisten wurde im 14. Jahrhundert durch die Pest gestoppt, die die Bevölkerung in West- und Mitteleuropa stark verwässerte.

    So ließen sich deutsche Einwanderer in der weiten Bergwelt nieder, mit der Abholzung entstanden neue deutsche Siedlungen und Sprachinseln, die an Einsamkeit und Isolation erstickten.

Um 1250 wurde von Aquileia Patriarchat neue   deutschsprachige Insel im Tal  des Flusses Bača- Baška grapa eingerichtet mit  deutschen Bauern aus  Tiroler Pustatal, einige Jahre später wurden nebenbei am Fluss Idrijca Slowenen aus dem Soška Tal übersiedelt. Östlich von dieser deutschen Sprachinsel bei Bača entstand noch eine neue deutsche Sprachinsel auf der Herrschaft Škofja Loka/Bischoflack in der Nähe der oberen Selška Sora (Eisenhuten Eisern/Železniki). Der Bischof von Freising bewohnte seit 1283 Tirolerdeutsche aus dem Pustertal-Val Puteria in dieses Gebiet. Bis ins 18. Jahrhundert war diese Insel überwiegend deutsch, und 1848 beschwerte sich der Bürgermeister von Selca über die deutsche Amtssprache, weil er sie nicht verstand.

(Bemerkung: Ab 1364 war  Herzogtum Krain selbständig. Eisenhütten waren die erste Schwerindustrie, Besitzer waren Deutsche, damals der reichste Baron Sisigmund Zois(1747-1819), auch Besitzer des Schlosses Brdo oder  Freiherr Johann Weichard  von Valvasor (1641-1693)Autor des Buches Die Ehre dess Hertzogthums Crain. 

   Von allen damals entstandenen deutschen Agrarinseln sind heute nur noch zwei geblieben, Goettscheer und Das Kanaltal, italienisch Val Canale. Die Ansiedlung der Gottscheer im 14. Jahrhundert war ein Teil der damals üblichen Abholzung und Besiedlung eines völlig kargen Gebiets

(Bemerkung: Die Ortenburger kamen 1263 in den Besitz des Gebietes Gotstschee. Auf dem Gebiet  ließen sich um 1330 auf einer Fläche von 860 km2 die Gottscheer Deutsche nieder. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten bereits 28.000 von ihnen in 177 Siedlungen,   auf sich allein gestellt als geschlossenes Sprachinsel, Ihre Sprache ist bis heute in Form eines mittelalterlichen deutschen Dialekts aus dem 14. Jahrhundert)

Erst im 15. Jahrhundert entstand im östlichen Teil des Kanaltals eine deutsche Agrarinsel, Tarvisio – Fusine (heute Südtirol) im Zusammenhang mit der Abholzung des heimischen Waldes.

Abgesehen von der Zuwanderung der bäuerlichen Bevölkerung und der Feudalherrschaft veränderte sich die Entwicklung mit der Städten Gründungen, mit der Ansiedlung ausländischer Handwerker und Kaufleute erheblich. In geringerem Maße ließen sich zum Beispiel im 15. Jahrhundert auch Italiener in Ljubljana nieder. In erster Linie waren es jedoch Einwanderer aus deutschen Ländern. So hatte auch Görz, das im 14. Jahrhundert an der slowenisch-friesländischen Sprachgrenze lag, so viel deutschen Charakter wie nie zuvor. Die Slowenen stellten die Mehrheit der Bevölkerung da, während die Deutschen damals das höchste und reichste Bürgertum und die österreichisch-deutsche Regierung repräsentierten. Das ausländische Bürgertum ließ sich in den wichtigsten Städten nieder. Märkte waren nur dann interessant, wenn sie mit einer Branche zu tun hatten. Eisenhütten zum Beispiel, stärkten natürlich den deutschen Zustrom und die Abhängigkeit von Deutschtum.

Beide Seiten der Entwicklung, Kolonisation und der Einfluss der Städte schufen neue Verhältnisse, die die Gebiete durch das überwiegend deutsche oder slowenische Leben auch sprachlich abgrenzten.

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen versuchten einige deutsche Historiker nachzuweisen, dass die neue Grenze bereits im 13. Jahrhundert beschlossen wurde. Dabei beziehen sie sich auf deutsche Namen, die sich an vielen Orten wirklich durchgesetzt haben. Personennamen sind aber kein Beweis für die sprachliche Zugehörigkeit, da deutsche Namen auch von Slowenen verwendet wurden. Die Nachnamen bildeten sich in der bäuerlichen Bevölkerung erst im 14. und 15. Jahrhundert.

Wichtiger sind die Ortsnamen, da beispielsweise die Ortsnamen mit „Windisch“ slowenische Siedlung bedeuteten. Mit der Errichtung der neuen Grenze zwischen Deutschen und Slowenen verloren die Slowenen während der gesamten mittelalterlichen Kolonisation rund 36.000 km2 des ursprünglichen slowenischen Territoriums!!!

Aufgrund des Handels war zum Beispiel Friaul im 14. Jahrhundert noch durchmischt slowenisch-italienisch, und zu Beginn des 18. Jahrhunderts bis auf Rezija (slowenische Sprachinsel), vollständig romanisiert. Nach 1500 ging das Gut der Grafen von Görz in den Besitz der Habsburger über. Eine Ausnahme bildete die Stadt Gorizia/Görz, wo Slowenen, Deutsche, Italiener und Friauler zusammenlebten.

Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert gliederten die Salzburger Erzbischöfe dem Herzogtum Krain noch Bela Krajina/Weisskraina an, besiedelten wenig besiedeltes Gebiet zwischen Save und Sotla (Grenze mit  Kroatien) und auch Gebiet  zwischen Drau/Drava und Mur, so wurde die Ostgrenze von Linie Radkersburg-Pettau/Ptuj nach Osten verlegt bis  Lutenberg/Ljutomer-Fridau/Ormož. Dieser Grenzlehre Raum wurde dann auch neu besiedelt. Weil da keine neuen deutschen Kolonisten gefunden wurden, hat man als Ersatz Kroaten aus Slawonien angesiedelt, weil ihre Sprache/Dialekt sehr ähnlich Slowenischen ist.

Die slowenisch-kroatische Grenze wurde vollständig durch die Grenze zwischen den ungarischen und deutschen Staaten bestimmt. Komplizierter wurde die Bildung eine Grenze zwischen deutschem und slowenischem Staatsgebiet, die zwei historische Länder Kärnten und Steiermark durchquerte. An manchen Stellen stützte sie sich auf die Ortsgrenze zwischen den Gutsbesitzern und dem Kirchengut, an anderen Stellen infolge der deutschen Kolonisation, die von den Slowenen schlecht besiedelt wurde. Es wurden auch natürliche Barrieren – Hügel und Berge die Grenze, weil da Städte auf beiden Seiten der Hügel errichtet wurden.

 

 

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