Fast unsichtbar und unhörbar verging der Jahrestag, an den sich niemand erinnern möchte, denn es wäre auch besser gewesen, wenn dieser kalte Abstaller Sonntag, der 13. Januar 1946, gar nicht passiert wäre.
Abstallerfeld wurde erstmals im frühen 13. Jahrhundert als Besitz des Benediktinerklosters St. Paul im Lavamunt in Kärnten, Österreich, erwähnt. In damaliger Zeit begann auch die deutsche Besiedlung dieses Gebietes.
Der Fluss Mur als Grenzlinie nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie in das Königreich Jugoslawien bedeutete für die mehrheitlich deutsche Bevölkerung des Abstallfeldes eine große Umstellung, an die sie sich zunächst nur schwer gewöhnen konnte. Mit dem Abstallfeld gewann Jugoslawien rund 4.000 Einwohner, fruchtbare Felder und zahlreiche Mühlen an dem Fluss Mur. Im November 1920 bestand noch Hoffnung für Abstall-Deutsche, im neuen Staat Österreich zu landen, da sie diesen durch andere Grenzgebiete ersetzen sollten. Im April 1921 wurde jedoch in einer Zeitung veröffentlicht, dass deutsche Bauern über die Mur ziehen müssten, wenn sie in ihrer deutschen Gesinnung leben wollten.
Trotz der slowenischen Schule im Königreich Jugoslawien behielten rund 3.000 Einheimische in Abstallfeld Deutsch als Umgangssprache bei. Die meisten erwarteten bessere Zeiten mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Aber schon nach wenigen Wochen bedeutete die Nazi-Besatzung für viele slowenische Nachbarn Deportationen. Aber auch den Deutschen im Abstallfeld wurde nichts Gutes prophezeit. Einige wurden schon während des Krieges von Partisanen verschleppt, andere Mitte Mai 1945 ohne Urteil ermordet, es gefolgten Deportationen in das kommunistische Lager Sterntahl (Kidričevo). Als es schien, dass es mit Ende des Jahres 1945 für die Abstall-Deutschen das schlimmste vorbei war, das die in ihre Deutsche Volksgruppe weiter isoliert leben könnten, ereignete sich ein unglücklicher Sonntag, der 13. Januar 1946.
Während der Sonntagsmesse in der dortigen Pfarrkirche wurden sie von Angehörigen der Kommunistischen Politischen Polizei (KNOJ, OZNA, UDBA) gestört, die nach Gestapo-Methode der Zwischenkriegszeit, die Gläubigen bei der Messe störten und ihnen klar sagten, Sie hätten 10 Minuten Zeit, nur das Nötigste mitzunehmen - maximal 10 kg. 2181 Einheimische aus 26 Dörfern wurden auf Militärlastwagen verladen, mindestens ein Drittel davon Kinder, der Älteste war 101 Jahre alt. In Radkersburg warteten bereits Viehwaggons auf sie, und in der Januar kälte begannen 84 volle Viehwaggons ihre Odyssee auf den Schienen quer durch Ungarn, zunächst nach Wien. Österreich wollte die Abstall- Deutschen jedoch nicht übernehmen, weil sie als kommunistische Flüchtlinge behandelt wurden. Die verheißene neue Heimat Österreich blieb ihnen somit als Vertreibung aus dem Paradies. Es folgte die Rückfahrt in Viehwaggons zurück zur ungarisch-jugoslawischen Grenze, wo sie drei Wochen in der strengen Kälte ausharrten. Während dieser Zeit starben 77 an Hunger und Erfrierungen.
Nach drei Wochen übernahmen die jugoslawischen Behörden sie wieder und brachten sie dann an ihren Häusern vorbei quer durch Slowenien nach Jesenice, wo sie den Österreichern übergeben wurden. Es ist interessant, dass die Vertreibung der Absttall deutschen in allen Einzelheiten der Vertreibung der Slowenen ähnelte, die von den Nazis während des Krieges ausgeführt wurde. Also wie eine Art Rache. In Österreich ließen sich viele bei Verwandten und Bekannten nieder und warteten mehr als ein Jahrzehnt als Bürger zweiter Klasse auf die neue Staatsbürgerschaft, obwohl sie sich als deutschsprachig betrachteten.
Leere Häuser blieben nicht lange leer. Es wurden Kolonisten einquartiert, die plötzlich Besitzer von Bauerhöfen wurden.
Diese Aktion der neuen kommunistischen Regierung im Abstallfeld nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist eine reine Kopie des Nazi-Terrors während des Krieges. "Sie sind schuld, dass sie Slowenen sind", änderten die neuen Behörden, "sie sind schuld, dass sie Deutsche sind". So wurde die altbewährte Nazi-Kriegstaktik buchstäblich kopiert und es blieb auch bei Bissigkeit, dass man nur bei der Unterschrift aufpassen musste, dass man den SS-Standartenführer in Major OZNE geändert hat…
E-Mail: steiermark.stajerska@gmail.com
Redakteur: Jan Schaller
Ein Unabhängiges Autorenprojekt des
Vereinigung der Kulturvereine von Kočevarjev und Štajerci in Slowenien
Die Beiträge der Autoren und Autorinnen der Webseite Steiermark-Stajerska müssen nicht der offizielle Meinung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten entsprechen.