»I´ bi´ a Staeer Pu´«

Eröffnungsfeier zum 250-jährigen Bestehen von Steierdorf

     Wenn jemand das zu Ihnen sagt, sind Sie sicher, dass Sie in der Steiermark sind, oder in einem Steierdorf. Aber wenn ich Ihnen sage, dass dieses Steierdorf in Rumänien liegt, im Banat-Gebirge in Rumänien, auf einer Höhe von 600 Metern, und das Steierdorf dieses Jahr sein 250-jähriges Bestehen feiert, werden Sie überrascht sein. Ja, Sie haben richtig gehört. Der Ortsname Steierdorf wird auch im Rumänisch genauso geschrieben, im Ungarischen aber Stajerlák.

     Mit dem Bau der Eisenhütten in der nahe gelegenen Stadt Reschitza, wo Eisenerz gefunden wurde, wurden auch Brennholz und Kohle benötigt. So wurde zunächst im nahen gelegenen Wald in 600 Metern Höhe Brennholz geschlagen, um Holzkohle zu gewinnen. In den Archivdokumenten ist es vermerkt, dass sich am 24. Juni 1773 die ersten ständigen Einwohner, Neuankömmlinge aus der Steiermark, in der Gegend niederließen und dem Dorf den Namen Steierdorf gaben. Die erste Heirat fand am 24. Juli 1774 statt, als Mathias Hammer Barbara Hoffmann heiratete. Mathias Hammer war es, der 1790 die Steinkohle im Dorfgebiet entdeckte, weshalb er in der Geschichte Steirdorfs mit Großbuchstaben erwähnt wird. Mit der Entdeckung der Steinkohle begann der Aufschwung des Dorfes als rein deutsche Insel in einem ansonsten ungarischen Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie. Weitere Bergleute aus der Steiermark zogen in das Dorf. Dies war die Blütezeit von Steierdorf. Im Jahr 1855 hatte das Dorf, das auch als Kolonie bezeichnet wurde, 2.045 Einwohner, 1859 waren es schon 2.991 ständige Einwohner, meist Bergarbeiterfamilien.

     Zur Hundertjahrfeier des Dorfes im Jahr 1873 wurde die neu erbaute Kirche mitten im Dorf auf einem kleinen Hügel eingeweiht, und bei der Taufe festgestellt, dass die Kirche für die Feierlichkeiten bereits am Anfang schon zu klein war, so wurde der zentrale Platz des Dorfes unterhalb der Kirche zum Mittelpunkt des Geschehens, das auch heute noch der wichtigste Veranstaltungsort ist. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Kirche wurde in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass die römisch-katholische Kirche und die Menschen in Steierdorf in diesen 250 Jahren viel durchgemacht haben: Brände, Raubüberfälle, Kriege, Deportationen und Diktaturen, aber sie haben, dass alles überlebt. Das Schlimmste war die Schließung der Eisenhütte in Reschitza, und viele der Arbeiter zogen nach Deutschland. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie zogen im neuem Staat Rumänien auch Rumänen und Roma nach Steierdorf, aber der Ort ist bis heute vollständig zweisprachig geblieben. Heute tanzen in der deutschen Folkloregruppe auch Rumänen. Beide Sprachen sind gleichberechtigt, beide Kulturen sind gleichgeschätzt, man kann mit jedem Deutsch sprechen, auch wenn wir in Rumänien im Banat waren.

     Am dritten Tag unserer Rumänienreise besuchten wir die Feierlichkeiten zum 250-jährigen Bestehen von Steierdorf und die Feier zum 150-jährigen Bestehen der Kirche. In Reden haben wir vieles über die Geschichte des Ortes gehört, wir konnten einige der noch bestehenden alten Gebäude anschauen und vor allem waren wir über die Gastfreundschaft der Einheimischen überrascht. “So gute Mehlspeisen haben wir schon lange nicht gegessen”, kommentierten unsere Mitglieder, und wir waren überrascht von dem Mittagessen in der Ortgaststätte, das so gut war wie im besten Restaurant.

B    ei den Feierlichkeiten im kleinem Dorf Steierdorf gab es vor allem viele gute deutsche Autos zu sehen. Die “Auswanderer-Gastarbeiter” in Deutschland kehren zurück, vor allem die Rentner, bauen neue Häuser, geben dem Ort ein neues Leben und sind in ihrem deutschen Verein sehr aktiv. So haben wir bei dieser Feier mehrere aktive Folkloregruppen gesehen, von den kleinsten Kindern bis zu den Senioren. Von so etwas können wir nur träumen.

     Steierdorf wird also weiterleben, hat sich nach einem Tief wieder erholt, denn die Einheimischen lieben ihren Ort und leben mit ihm weiter.

Text und Foto von Jan Schaller

Das Kulturzentrum der deutschen Minderheit, eines der wichtigsten Gebäude des Dorfes
Während des Programms drehten sich auch die Einheimischen in ihren Trachten bei Volksmusik
Das neu gebaute erste österreichische Einwandererhaus, das Original wurde im Juni 1773 erbaut
Enthüllung der Gedenktafel am Fuße der Kirche
Gedenktafel in Steierdorf

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E-Mail: steiermark.stajerska@gmail.com
Redakteur: Jan Schaller
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Kulturvereines deutschsprachiger Frauen »Brücken«
Marburg an der Drau/ Maribor

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